Das Gegenteil der doppelten Verneinung


Die Überschrift lautet „Deutschland wirft EU-Mitgliedern Blockade bei Steuerflucht vor“.

Mal schauen, ob das stimmt, was die Überschrift sagt.

Deutschland wirft der EU etwas vor.

Jemandem etwas vorwerfen bedeutet: „Du hast etwas getan, mit dem ich nicht einverstanden bin.“ Bedeutet: Deutschland ist gegen eine Blockade. So jedenfalls meint es die Überschrift auf ZEIT online.

Das hört sich gut an, doch was wird vorgworfen?

Eindeutig: die Blockade bei Steuerflucht.

Steuerflucht ist pfui-bäh, Blockade ebenfalls. Wenn nun EU-Mitglieder die Steuerflucht blockieren, ist das doppelt pfui-bäh, also gut. Ist tatsächlich gemeint: „Deutschland“ findet es gar nicht gut, dass andere Länder (EU-Mitglieder) die Steuerflucht verhindern, blockieren wollen? Hä?

Die Überschrift müsste also heißen:

Deutschland begrüßt die Blockade von EU-Mitgliedern bei der Steuerflucht.

Tut „Deutschland“ aber nicht. Denn „Deutschland“ wirft EU-Mitgliedern vor, dass sie die Steuerflucht blockieren, mithin etwas Gutes tun. Es stellen sich Fragen.

  • Ist das tatsächlich die Haltung dieses ominösen „Deutschlands“: dass man EU-Mitgliedern vorwirft, die Steuerflucht zu blockieren? Leichter formuliert: Was ließe sich dagegen sagen, wenn die Steuerflucht blockiert, also behindert, ja verhindert wird?
  • Wo war das Hirn des Redakteurs, als er die Überschrift eintippte?
  • Wer ist dieses Deutschland? Wer ist damit gemeint?

Ich weiß es nicht.

Lerne: Die Verneinung ist schwerverständlich, und „… eine doppelte Verneinung können die meisten Leute logisch nicht bewältigen“ (aus: Deutsch für Kenner, Wolf Schneider. [Schneider hätte es hier besser machen können, ja müssen: „Eine doppelte Verneinung können die wenigsten Leute logisch bewältigen.“]).

Was es sonst noch zur Vermeidung von Klarheit zu sagen gibt, hier steht es.

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