#metoo, mein Schatz, #meToo

So leid es mir für jeden Fall tut und so raffiniert-pervers manch einer der geschilderten Übergriffe sein mag oder gar ist: Die Attackierten, die aus dem Gleichgewicht Gebrachten, sie haben nur eine einzige Chance.

Einschub

Am liebsten würde ich ja schreiben: Sie haben eine Chance. Und ja, ich glaube, das schreibe ich auch:

So leid es mir für jeden Fall tut und so raffiniert-pervers manch einer der geschilderten Übergriffe sein mag oder gar ist:

Die Attackierten, die aus dem Gleichgewicht Gebrachten, sie haben eine Chance!

Einschub Ende

Sie müssen überlegen, welches Leben sie führen wollen, und danach handeln. Wenn mir mein Chef oder meine Chefin Avancen macht und übergriffig wird, zeige ich die gelbe Karte. Beim zweiten Mal schlage ich zurück (damit hier kein Missverständnis aufkommt: auf die eine und auch auf die andere Art – auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil).

Die Empörung über ein Fehlverhalten, das Jahre zurückliegt, ist so verständlich, doch auch so falsch wie unnütz. Die Empörung fällt letzten Endes auf die Geschädigten zurück und wütet ein zweites Mal; die Empörung bringt es mit sich, dass Menschen vorverurteilt werden ohne besonnene, juristische Klärung.

Weiter. Diese Empörung ist erbärmlich und sie ist erbarmungswürdig, weil sie manchmal berechtigt ist, man sich aber fragt: Warum nur hat sich die um die Balance Gebrachte nicht zur Wehr gesetzt?

In all jenen Fällen aber, die überzogen sind, eröffnet die Empörung eine selbstgerechte, pharisäerhafte Hetzjagd; unterschiedslos werden sie an die Wand gestellt, die „üblichen Verdächtigen“ (Film mit Kevin Spacey). Es reicht, mit der Klageschrift hashtag-MeToo zu wedeln, und los rattern die Salven der Füsiliere.

Anklage statt Empörung, Anzeige statt Empörung!

Wider dem McCarthyismus!

Wie wollt ihr euren Kindern Zivilcourage vorleben, zeigen, beibringen, wenn ihr euch ohne Gegenwehr an die Titten, Ärsche, Schniedel fassen lasst?

Wer sich heute empört, war irgendwann ängstlich und hat sich feige verhalten. Das ist niemandem zum Vorwurf zu machen ohne Klärung der Umstände. Macht und Machtverhältnisse können furchtbar sein und furchtbar mächtig.

Ich bin Johannes. Ich wurde von einem Mann angegraben und geküsst ohne Einverständnis – im Gegenteil; ich wurde von Frauen in der Kneipe belästigt und betatscht und somit misshandelt, trotz Gegenwehr; ich wurde von Chefs bedrängt, geängstigt und von Kollegen mies behandelt; ich bin groß geworden bei Eltern, die sich manchmal nicht anders zu helfen wussten; ich habe erlebt, wie die Sicherheit des intimsten Raums überhaupt, der Familie, benutzt wird, Familienmitglieder zu diskreditieren. Und ich bin Johannes, der mit Sicherheit selbst übergriffig agiert hat und es hoffentlich nie wieder tut.

Übergriff ist Alltag. Überlege, welches Leben du führen möchtest, und handele danach.

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