Der Mann, der wie Jesus wirkte

Man müsste, wenn es denn so etwas gäbe, Ruprecht Frieling in einer Art Roten Liste führen, denn Frieling ist ein selten gewordener Vogel im Verlagsgeschäft. Und bevor Missverständnisse aufkommen, will ich mich gerne wiederholen: Frieling ist ein seltener Vogel – kein seltsamer, obwohl er auch das, wie ich ihn kenne, unterstreichen und einen seiner urplötzlich aufbrausenden Lacher in die Welt setzen würde, wenn man ihn gar als seltsamen Kauz bezeichnete. Er, da bin ich mir sicher, fände das wunderbar.

Ruprecht Frieling – fleißiger Autor, hilfreicher Verleger

Tatsächlich ist Frielings Schaffen nicht leicht zu fassen. Die Eckdaten seiner letzten vierzig Jahre sind wohl rasch geschildert: Autor, Journalist, Tramp, Verleger, Vorreiter im eBook-Sektor, Wagnerianer … mehr fällt mir im Moment nicht ein, Ruprecht möge mir die Unvollständigkeit verzeihen. Was das aber wirklich heißt, oder anders gesagt, was für ein Mensch er ist, kann diese Aufzählung nur erahnen lassen – Frieling lässt sich nicht in eine Ecke stecken.

Hat er noch eben Musikwerke von Richard Wagner in einer Buchreihe vom Stigma des Unverständlichen befreit, so porträtiert er nun Menschen, die er kennenlernen durfte. Und wie es sich für Frieling gehört (ganz der Kauz, der er ist; nun ist es also doch gesagt), so stellt er dem Leser nicht einfach nur Menschen vor und Biographien, sondern Typen. Käuze wie ihn selbst. Besondere, berühmte, liebenswert verschrobene Menschen, die im Grunde, und das ist das Bezaubernde, so sind wie du und ich. Und so ganz nebenbei erfährt der Leser auch noch etwas über:

Sonderlinge, die längst aufgehört haben, Wind zu machen,

vom Anfang der Tageszeitung,

von der Manie eines Postboten, der im Irgendwo Frankreichs einen Palast baute und ein Mausoleum aus all jenen Steinen, die er am Wegesrand fand …

Frielings Buch Der Mann, der wie Jesus wirkte ist ein geschliffener Kristall mit vielen Facetten.

Ich bin froh, dass Ruprecht eines Tages zum Hörer griff in „seinem“ Berlin und meine Nummer in Passau gewählt hat; die Zusammenarbeit bereichert mein Leben.

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