Ich weiß gerade nicht, ob ich bloß seufzen oder mich erregen soll.
Dass Helmut Schmidt sterben würde, war abzusehen. Dass die ZEIT (jener Ort, wo Schmidt in den letzten 35 Jahren viel Zeit verbrachte) am Tag danach ein 28-seitiges Dossier über ihn heraushaut, war vorstellbar, denn der Nachruf ist das einzige Stilmittel, mit dem Zeitungen beweisen können, dass sie vorausschauen.
Dass sich aber nun Hinz und Kunz erlauben, Schmidt zu zitieren, das bereitet mir Kummer der Sorte „Seufz“ bis „Erregung“.
Mit Zitaten biedern sich Facebookler an, mit Zitaten suggerieren sie eine Nähe, die sie nie hatten. Sie verwenden den Toten und manche seiner Aussagen für die eigene Sprachlosigkeit (wie das eben so ist bei Zitaten), und sie sind sich nicht zu blöde, ihn, Helmut Schmidt, entweder gründlich misszuverstehen oder für ihre spezifischen Zwecke zu missbrauchen oder ganz allgemein wie Klageweiber über den Jahrmarkt zu schreien, die Hände erbebend neben die Augen halten. Bevor die Gender-Isten pöbeln: Natürlich gibt es auch männliche Klageweiber.
Wie haltet ihr’s? Seufzt ihr oder erregt ihr euch?