Basisemotionen. Der Farbkasten für Autoren

Wut.

Angst.

Freude.

Trauer.

Überraschung.

Ekel.

Sechs Wörter, und schon hast du Bilder im Kopf.

Vielleicht sogar Erinnerungen.

Aber: Sind das wirklich die Grundzutaten unserer Gefühlswelt?

Und – noch wichtiger für dich als Autor – kannst du sie gezielt einsetzen?

Gibt es Basisemotionen, die Autoren kennen müssen?

Der Psychologe Paul Ekman entdeckte in den 1970ern universelle Gesichtsausdrücke, die weltweit identisch sind, unabhängig von Kultur oder Sprache; daraus leitete er sechs Basisemotionen ab:

  • Freude
  • Trauer
  • Angst
  • Wut
  • Überraschung
  • Ekel

Andere Forscher ergänzten diese Liste später um Gefühle wie Stolz oder Scham.

Diese Basisemotionen sind vergleichbar mit Primärfarben. Aus ihnen lassen sich zahlreiche, geradezu beliebige Kombinationen bilden: Freude plus Angst kann sich zur Vorfreude mischen, Wut plus Trauer sich als Rache zeigen.

Doch die entscheidende Frage für dich als Autor lautet:

Brauche ich diese Liste wirklich?

Warum sollten Autoren Basisemotionen kennen?

Die Antwort lautet: Ja – und Nein.

Ja, weil das Wissen um Basisemotionen hilft, den Kern einer Szene schneller zu finden. Nein, weil das reine Benennen einer Emotion noch keine Wirkung erzielt.

Beispiel: Der Satz »Sie hatte Angst.« ist eine Behauptung. Erst wenn du beschreibst, wie der Puls hämmert, die Hände feucht werden und die Knie weich, fühlt dein Leser die Angst mit.

Basisemotionen bieten dir den Startpunkt: Welche Grundemotion dominiert die Szene? Und wie zeigt sie sich in Körper, Stimme und Verhalten deiner Figur?

Praxis-Tipps: Basisemotionen beim Schreiben einsetzen

1. Finde die Grundfarbe der Szene

Überlege, welche Basisemotion im Vordergrund steht. Trauer oder Wut nach einer schlechten Nachricht? Diese Entscheidung bestimmt die Stimmung der Szene.

2. Denke in Mischungen

Kaum eine Figur fühlt nur eine Emotion. Freude gemischt mit Angst eignet sich für Liebesszenen. Wut mit einer Prise Scham kann Konflikte vertiefen.

3. Nutze Körpersprache, Stimme und Handlung.

Emotionen zeigen sich nicht nur im Gesicht. Ein wütender Charakter spricht schneller, lauter, härter. Trauer bremst Bewegungen und senkt die Stimme.

Klischees vermeiden. Der Umgang mit Basisemotionen

Basisemotionen sind kein Freibrief für stereotype Darstellungen. Nicht jeder Wütende muss schreien, nicht jeder Traurige weinen. Oft ist es wirkungsvoller, wenn Emotionen sich in Zurückhaltung zeigen, etwa die schweigende, die unterdrückte Wut oder die Angst hinter höflichem Verhalten. Solche Nuancen bleiben im Gedächtnis.

Fazit

Basisemotionen sind dein Farbkasten für lebendige, glaubwürdige Figuren. Sie helfen dir, den Kern deiner Szenen zu finden und die Gefühle deiner Figuren authentisch zu vermitteln.

Wie sieht es bei dir aus? Welche Emotion fällt dir beim Schreiben leicht, welche ist eine Herausforderung? Teile mir deine Erfahrung mit, schreibe mir – ich bin neugierig, ob sich eine Art Hitparade der Basisemotionen ergibt.

Fotocredits

Was siehst du? Liebe? Lust? Leidenschaft? – Das Foto von Nik Nikolla auf Unsplash hat mich elektrisiert; und weil Nik es dort kostenlos zur Verfügung stellt, habe ich es ganz rasch gedownloaded, downgeloadet, heruntergeladen, geladen, gespeichert, gegrabscht …

Herzlichen Dank, Nik!

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