Highly organized

Lesen ist schön. Für andere lesen kann sich indes zu einer kniffligen Angelegenheit auswachsen. Ein paar kurze Anmerkungen zum Lektorat.

Wenn ich einen Roman lektoriere, beispielsweise einen Krimi, bedeutet das in erster Linie: Organisation. Es ist vollkommen ausgeschlossen, sämtliche Details im Kopf zu behalten – sie müssen notiert und sortiert und zugeordnet werden.

Kein Mensch, weder die Leser und erst recht nicht der Autor, möchte erleben, dass „Sabine“ auf einmal „Sabrina“ heißt oder dass der Kurier, der nach Linz fahren sollte, auf einem Parkplatz in Klagenfurt aussteigt.

Lektorat: vom Chaos zum Buch

Die Zahl der Mitwirkenden und ihr Handeln können zu einer Herausforderung werden – ich habe es auch schon erlebt, dass eine Autorin ihrer Katze grüne Augen verpasste, nachdem sie zuvor vom Bernsteinfunkeln der Katzenaugen geschwärmt hat.

All diese Anforderungen hieven die Aufgabe „Lektorat“ in die Region eines Projekts. Und das ist es, wofür die Autorin bezahlt: für die spezielle und intensive Müllabfuhr.

Das mit der Sprache erledigt sich beinahe wie von selbst und mehr oder weniger nebenbei.

Das Lektorat und die gute alte Handarbeit

Das Titeloto zeigt Erstnotizen zu einem Thriller. Ich notiere die Namen, skizziere die Handlung, schreibe Fragen auf, die sich mir stellen. Die Lektüre eines Romans von 300 Seiten, die ich, wenn ich gut aufgelegt bin, normalerweise an einem verregneten Sonntagnachmittag hinter mich bringe, dauert auf diese Art gut und gerne einen bis eineinhalb Tage.

Arbeitstage, wohlgemerkt.

Danach erst beginnt die Überarbeitung, und ich nähere mich dem, was die Autorin sich von mir wünscht: ein besseres Manuskript.

Per aspera ad astra!

Bereits während des allersten Kontakts mit dem Manuskript notiere ich Auffälligkeiten. Das können Fragen sein zu Namen, zu Orten, zur Handlung und zu Personen. Widersprüche, Inkonsistenzen – all das, was nicht stimmt. Und davon gibt es in jedem Manuskript mehr als genug. In wirklich jedem.

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