R.I.P. – Ausgebrannter Helfer

135 Seiten lang hat er treue Dienste geleistet.

135 Seiten lang hat er markiert und angemerkt, notiert und empfohlen, nachgehakt und nachgefragt.

Nun ist er ausgelaugt, restlos leer. Nur noch ein Krächzen entringt sich seinem spitzen Maul, kaum wahrnehmbar und somit unbrauchbar.

Vorgestern hat er sein Leben ausgehaucht, der Rotstift. Das Lektorat eines medizinischen Buches hat ihm alles abverlangt – und er hat alles gegeben, bis auf den letzten Tropfen.

Heute schon ist das Geld für seine Dienste auf meinem Konto. Er hat sich eine ehrenvolle Bestattung verdient. Ab in den Mülleimer mit ihm. Der Nachwuchs wartet bereits und wird erwartet:

von der Diplomarbeit eines Theologen

von einer fulminanten Liebesgeschichte

vom Websiten-Text eines Anwalts.

Ich weiß, der Neue wird sein bestes geben.

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