So soll man schreiben: Tipps für kreatives Schreiben

Als Martin Luther empfahl, dem Volk aufs Maul zu schauen, war das keine Aufforderung an die Ärzte! Luther wollte damit sagen: „Schreib, wie du sprichst!“ Man könnte anfügen: „Damit du verstanden wirst!“

Luthers Forderung an verständliches Deutsch findet überall dort ihre Grenze, wo es in den Slang geht, in den Dialekt oder in den Jargon, also in die Fachsprache. Politik aber ist nichts davon.

Um Himmels willen nur nicht verstanden werden wollen

Konrad Kobler gilt in Niederbayern als Politiker, der nah ist an den Sorgen und Nöten des Volkes. Das hat er wahrscheinlich geschafft, weil er als Person integer wirkt und überzeugend – keinesfalls aber durch seine Schriftsätze. Guckstu:

„Bezüglich der aktuellen Ergebnisse bei der Bundestagswahl bedarf es zur Findung der Gründe des weiteren Abdriftens der CSU keine allzu großen Verrenkungen.“ Das hat Kobler laut dem Passauer Anzeigenblatt ‚Am Sonntag‘ vom 4. Oktober 2009 seinem Ministerpräsidenten geschrieben, Herrn Seehofer.

22 Wörter: sieben Hauptwörter, fünf Artikel, ein einziges Verb, ein falscher Kasus!

So begräbt man unter gestelzter Wortwahl eine Aussage, die in ihrer Schlichtheit rührt und viel näher am Menschen ist:

„Warum die CSU bei der Bundestagswahl schlecht abgeschnitten hat, ist rasch erklärt.“

Irgend etwas in dieser Art wäre dabei herausgekommen, hätte Kobler, bevor der Umschlag zugeklebt wurde, seinen Brief erst einem versierten Texter in die Hand gedrückt.

Oder sich, als guter CSUler, an Luther erinnert.

Lassen Sie mich also zum Schluss eines noch anfügen. Bezüglich des weiteren Zeitverlaufs bedarf es in der Forderung an seine Qualität keines Zweifels, was unseren unverrückbaren Standpunkt betrifft: Viel Spaß – und eine gute Zeit!

Twitter
Facebook
LinkedIn
WhatsApp