Foto von Guillermo Ferla auf Unsplash

Leider hat das Gehirn keine Suchmaschine

Unser Gehirn speichert Wissen nicht wie Google. Wer im Selfpublishing effizient schreiben will, muss das richtige Merken erst lernen.

Warum wir beim Schreiben oft Dinge vergessen

Da hast du eine brillante Idee, doch nur einen winzigen Moment später ist sie einfach weg. So ein Mist! 

Du zermarterst dir das Hirn, du verkrampfst förmlich, aber nichts hilft: wie weggeblasen der Gedanke, nur noch Reste deiner Idee wabern durchs Hirn!

Kein Wunder: Das Gehirn ist keine Suchmaschine. Es speichert nicht chronologisch oder nach Schlagwörtern wie eine Datenbank. Es merkt sich Dinge nur dann gut, wenn sie emotional aufgeladen, mehrfach wiederholt oder sinnvoll verknüpft wurden. Gerade beim Schreiben ist das frustrierend, denn die besten Gedanken kommen oft spontan – und entgleiten wieder.

Wie du dir als Autor Informationen besser merkst

Selfpublisher brauchen mehr als gute Ideen; sie brauchen ein funktionierendes System zum Denken und Merken. Mein Rat:

  • Nutze Notizbücher, digitale Tools oder Mindmaps
  • Wiederhole Inhalte regelmäßig
  • Erkläre sie anderen
  • Und verknüpfe neue Infos mit bereits Bekanntem. So legst du mentale Anker.

Dein Ziel: ein Gedankenarchiv, das ohne Google auskommt; ein Gedankenarchiv, das funktioniert, weil du es bewusst strukturiert hast.

So speichert dein Gehirn Wissen wirklich. Und so nutzt du das als Selfpublisher

Unser Gedächtnis liebt keine Listen, sondern lebendige Verbindungen. Deshalb merken wir uns Dinge am besten,

  • wenn sie emotional aufgeladen sind: durch persönliche Bedeutung, spannende Wendungen oder visuelle Eindrücke.
  • Auch Wiederholung ist entscheidend: nicht mechanisch, sondern in Variationen. Wie kann das aussehen? Eine Idee lesen, darüber sprechen, sie in andere Worte fassen, sie anwenden.
  • Der dritte Schlüssel heißt Verknüpfung. Neues Wissen haftet leichter, wenn es sich an Bekanntes anlehnen kann, etwa wenn du eine neue Schreibtechnik mit einer Szene aus deinem Lieblingsbuch verbindest. (Tipp: Wandle doch einmal die Beschreibung einer Handlung in einen Dialog.)

Damit das gelingt, brauchst du ein System, das dir beim Erfassen, Ordnen und Wiederfinden hilft. Und hier kommen Notizen-Apps ins Spiel.

Notizen-Apps sind faszinierende Werkzeuge, du kannst ihre Fähigkeit kaum ausschöpfen. Mit jedem Eintrag werden sie mehr und mehr zu einem (zu deinem!) digitalen Gedächtnis mit dem Vorzug für dich als Autor:

  • Deine Ideen werden gespeichert, sie sind strukturiert und jederzeit abrufbar.

Ein klug gewähltes Tool lohnt sich besonders dann, wenn du an mehreren Projekten parallel arbeitest. Sie erleichtern die Recherche, sie füttern die Figurenentwicklung, und sie helfen bei der Koordination von Handlungssträngen.

Es folgen einige besonders nützliche dieser Notizen-Apps.

Einige Notizen-Apps für Selfpublisher. Ihre Vor- und ihre Nachteilen

Obsidian

🟢 Stärken:

  • Lokale Speicherung (volle Datenhoheit)

  • Markdown-basiert (perfekt für längere Texte)

  • Verlinkungen zwischen Notizen (Zettelkasten-Prinzip)

  • Ideal zur Verknüpfung von Figuren, Szenen und Themen

🔴 Schwächen:

  • Keine Cloud-Synchronisation ohne Zusatz-Plugin

  • Lernkurve für Laien zu Beginn etwas steil

💡 Tipp für Selfpublisher: Nutze Obsidian wie ein Schreibarchiv: Erstelle Charakterkarten, Handlungsverläufe und thematische Cluster als verlinkte Notizen. Dein Roman bekommt so eine innere Landkarte.

Notion

🟢 Stärken:

  • Alles-in-einem-Tool (Notizen, Datenbanken, Kalender, Kanban)

  • Kollaboration möglich (z. B. mit Lektor:innen)

  • Visuell ansprechend und gut strukturierbar

🔴 Schwächen:

  • Cloud-basiert (Daten liegen auf US-Servern)

  • Offline-Nutzung eingeschränkt

💡 Tipp für Selfpublisher: Baue dir ein Dashboard für dein Buchprojekt: mit Kapitelübersicht, Veröffentlichungsfahrplan, Aufgabenliste und Recherchen in einem zentralen Workspace.

Zettlr

🟢 Stärken:

  • Speziell für Schreibprojekte konzipiert

  • Unterstützt wissenschaftliches Arbeiten (Zitate, Quellen)

  • Markdown, Export zu PDF, DOCX, LaTeX

🔴 Schwächen:

  • Weniger visuelle Oberfläche

  • Keine integrierte Cloud

💡 Tipp für Selfpublisher: Ideal für Autoren, die gleichzeitig schreiben und recherchieren. Auch ein gutes Tool für das Anlegen von Fußnoten, Glossaren oder Kapitelexposés.

Apple Notizen (MacOS) und Google Keep

🟢 Stärken:

  • Sofort verfügbar, leicht zu bedienen

  • Perfekt für flüchtige Einfälle oder unterwegs

  • Synchronisierung auf allen Geräten

🔴 Schwächen:

  • Keine strukturierte Projektverwaltung

  • Keine Verschlagwortung oder tiefere Verlinkung

💡 Tipp für Selfpublisher: Nutze sie als „Ideensammelbox“, etwa für spontane Dialogzeilen, Titelideen oder Begriffe. Später überträgst du sie in dein Hauptsystem (z. B. Obsidian).

Scrivener. Sagenhaftes digitales Planungstool – inklusive Notizapparat

Ungefähr am Ende der Nullerjahre habe ich sie mir geleistet: die damals spottbillige App Scrivener! 

Seinen mittlerweile etwas höheren Preis ist Scrivener noch immer wert! Und auch wenn das »Handling« der Software eine gewisse Einarbeitung braucht, empfehle ich: Halte durch, es lohnt sich. In Kürze:

Scrivener ist die eierlegenden Wollmilchsau unter den Schreibtools.

Den größten Nutzen ziehst du aus Scrivener, wenn du das Programm nicht als Textverarbeitung betrachtest.

Hoch konzentrierte, also kurze Tutorials auf der Homepage und auf YouTube weisen dir den Weg. Sie haben einen einzigen Nachteil: Sie sind auf Englisch. Aber auch dagegen gibt es ein Mittel, dazu später mehr.

Fotocredits

Das Titelfoto stellt Guillermo Ferla auf Unsplash kostenlos zur Verfügung. Herzlichen Dank, Guillermo!

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