Tagebuch eines Schriftstellers. Siebter Eintrag

Früher dachte ich immer, Schriftsteller zu sein bedeute so etwas Ähnliches wie den Lehrerberuf auszuüben: Halbtagsstress – danach ein Gläschen Wein. Dann, 1989, betrat ich wegen eines Interviews das Haus von Ludwig Harig. Der Schriftsteller bot mir ein Glas Wein an, doch selbst mir, dem Trinker, war 11 Uhr zu früh.

Ich lehnte dankend ab, verwies auf das bevorstehende Interview, das ich klaren Verstandes führen wollte – und ich korrigierte mich: Ganz offensichtlich war mein Eindruck von der Last des Vormittags eine Illusion; Schriftsteller konnten sehr wohl schon früh am Tag ein Gläschen zur Brust nehmen.

Noch interessanter wurde es, als ich das Haus von Martin Walser betrat. Der Schriftsteller besitzt ein schönes Grundstück direkt am Bodensee, das wir (ich war mit einem Filmteam vor Ort) als Kulisse für ein Gespräch mit ihm nutzten. Aber ich will hier nicht näher auf die Begegnung eingehen. Nur so viel: Die beiden, Harig und Walser, stehen mir momentan vor Augen. Sie sind meine Karotte vor der Nase, und es wird Zeit, dass ich weitermache.

Dumm nur, und jetzt komme ich endlich zu meinem Tagebuchstoßseufzer von heute: Noch muss ich mein Geld auf ehrliche Weise verdienen, sprich: mit Auftragsarbeiten. Leider.

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