Was geschieht im Lektorat, was im Korrektorat?

Im folgenden schildere ich, was Korrektorat und Lektorat unterscheidet – genauer: wo ich in meiner Arbeit die Unterschiede setze zwischen Rechtschreibung prüfen und Inhalte gewichten.

Lektorat und Rechtschreibprüfung

Bei der Rechtschreibprüfung eines Textes kontrolliere ich die Orthographie, Interpunktion, Grammatik und Konsistenz (gleiche Schreibweise gleicher Begriffe) eines Textes. Die Kosten für diesen Dienst sind relativ rasch kalkuliert. Sie basieren auf einem Wortpreis oder auf der Anzahl von Normseiten nach der Definition der VG Wort.

Im Vorfeld sollten wir uns darauf verständigen, welche Schreibvariante Du bevorzugst: die der Rechtschreibreform, die „alte“ Schreibweise oder die gemäßigte Version.

Nicht selten schicken Autoren ihre Texte in einer layouteten Version, mit der sich nur unter erschwerten Umständen arbeiten lässt; dann würde ein Aufschlag entstehen, seine Höhe ist abhängig vom Umfang des Eingriffs. Am unkompliziertesten zu korrigieren sind nichtformatierte Word- oder reine Textdateien.

Die Korrektur eines Textes kann in jeder Phase des Schreibens stattfinden, ihr bester Zeitpunkt ist allerdings als allerletzter Schritt unmittelbar vor der Veröffentlichung. Leidvolle und ärgerliche Erfahrung zeigt, dass bei der Einarbeitung von Korrekturen oft genug neue Fehler produziert werden, weswegen sogar ein zweiter Korrekturlauf angeraten scheint.

Was erhältst Du zurück?

Bei der Rechtschreibkorrektur erhältst Du in aller Regel zwei Dateien zurück. Eine Datei enthält die Auszeichnungen der Fehler im Text; diese Datei dient deiner Übersicht. Die zweite Datei ist die korrigierte Version; hier sind all jene Fehler korrigiert, die in Datei 1 angezeichnet sind.

Exposé und Lektorat

Ein ganz wesentlicher Punkt des Lektorats ist die professionelle Einschätzung zum Stand und zur Verfassung eines Manuskripts: ein Exposé. Hier werden Inhalt und Dramaturgie, Figuren (falls welche auftauchen) und Handlung beschrieben und bewertet. Warum könnte das wichtig sein und hilfreich?

Mit dem Exposé verbunden sind zielführende Fragen. Ich lege Finger auf die wunden Stellen des Manuskripts und zeige durch gezielte Fragen in die Richtung des Auswegs aus den von mir als Dilemma entdeckten Schwachpunkten. (Dass ich dabei auch die gelungenen Passagen nenne, versteht sich von selbst; nützlicher aber im Sinne von produktivem Nutzen ist es, die Schwächen eines Manuskripts offenzulegen.)

Die in einem Exposé aufscheinenden Fragen sind eher übergeordneter Natur. Sie betreffen den Aufbau des gesamten Werks, die Reihenfolge einzelner Artikel, die Brüche innerhalb von Artikeln. Es werden Hinweise fallen zum Stil, also zu der gewählten Sprache, ich zeige Mängel in der Logik auf oder deute auf Konflikte in der Struktur. 

Ein Exposé ist immer dann empfehlenswert, wenn der Schreibfluss ins Stocken geraten oder das Werk bereits vollendet ist. (Natürlich erstelle ich auch Exposés zu Ideen, also vor dem Verfassen eines Romans, einer Kurzgeschichte oder eines Drehbuchs.) Ein Exposé kann unabhängig von Korrektur oder Exposé angefertigt werden.

Der Umfang eines Exposés lässt sich im Vorhinein nicht bestimmen; er ist abhängig von mehreren Faktoren wie zum Beispiel der Art und Länge des Textes, der Erfahrung des Autors, seinen Absichten.

Ein auf der Basis eines Exposés verabredetes Lektorat würde sich derselben Punkte annehmen – nur umfassend aufs gesamte Werk bezogen. Ich zeige die Schwächen auf, deute Lösungsmöglichkeiten an, und der Autor, die Autorin findet die Ideen und die Sprache, das Werk zu verbessern. Das Wort „Coach“ drängt sich hier förmlich auf – wer damit etwas anzufangen weiß, darf meine Tätigkeit gerne als „Coaching“ verstehen; ich selbst bevorzuge das Wort „Mentorat“ (was selbstverständlich nur ein Spaß ist).

Im Lektorat klopfe ich Absatz für Absatz auf seinen Bestand ab und gebe Hinweise, wie sich Ungereimtheiten, Schwächen, (Stil-)Brüche vermeiden bzw. ausmerzen lassen. Das geschieht durch Fragen, durch direkte Hinweise, durch Alternativen. Die Kosten für ein umfassendes Lektorat können erst dann kalkuliert werden, wenn der Umfang der Arbeit verabredet wurde.

Ziel des Lektorats ist es immer, das Anliegen des Autors zu profilieren, zu schärfen, herauszuarbeiten. Es hat Ähnlichkeiten mit der Arbeit eines Bildhauers. Ich setze mich mit dem Autor zusammen (oder „auseinander“) und deute auf die Stellen, wo er oder sie Hammer und Meißel ansetzen sollten.

Die Phase des Lektorats kann eine wunderbare, befriedigende Erfahrung sein, aber sie erledigt sich nur selten im Vorbeigehen, was bedeutet, dass man als Autor nicht ungeduldig werden darf.

Meine persönliche Empfehlung: Rechtschreibprüfung muss – Exposé sollte – Lektorat kann

Freunde, Nachbarn, ja selbst der vielleicht pensionierte Lehrer sind mit den speziellen Problemen einer Textkorrektur meist überfordert. Wer an die Veröffentlichung seiner Geschichte denkt, kommt an einer professionellen Rechtschreibprüfung kaum vorbei.

Ein Exposé scheint in den Augen nicht weniger Autoren zunächst als luxuriöse und deshalb überflüssige, ja unnütze Kommentierung. Nichts könnte falscher sein. Das Exposé räumt, und das ist vielleicht der entscheidende Vorzug, alles beiseite, was den Autor an Emotionen begleitet. Es reduziert die Arbeit auf ihren Kern und beurteilt den Ist-Zustand des Manuskripts unter Berücksichtigung dessen, was der Autor erreichen möchte. Es werden die Schwachstellen des Manuskripts aufgezeigt und Hinweise gegeben für die Überarbeitung.

Zusammengefasst schlage ich vor: Lege dein Manuskript auf jeden Fall in die Hände eines professionellen Korrekturdienstes. Hilfreich, so denke ich, würde darüber hinaus auf jeden Fall ein Exposé sein. Ob ein Lektorat tatsächlich erforderlich ist, klärt sich meist nach einem Exposé.

Viel Spaß – und eine gute Zeit!

PS: Und hier noch drei Links zu Texten aus meiner Feder, die sich demselben Thema widmen, aber andere Schwerpunkte beleuchten:

Das Lektorat. Nutzen und Vorteile
Das Lektorat. Tipps, wie du den besten Lektor findest
Was kostet ein Lektorat?

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