Satz zertrümmert

Kurier_Aufklärung_verweigert„Was sich sagen läßt, läßt sich klar sagen, und worüber man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen.“ Der tiefsinnige Gedanke stammt von Ludwig Wittgenstein, dem 1951 in Cambridge gestorbenen österreichisch-britischen Philosophen.

Klar: klar sagen! Und wie schafft man das? Sicher nicht so, wie es der Kurier macht, die österreichische Tageszeitung. (Und dabei handelt es sich nur um ein Beispiel unter täglich tausenden!)

Komplizierte Drehung, schlappe Spannung

„Seit fast 13 Jahren, seit Oktober 1996 in Schweden, hat eine österreichische Fußball-Nationalmannschaft gegen einen international renommierten Gegner kein Auswärtsspiel mehr …“ Und nun? Wie endet der Satz, wie löst er sich auf?

Der Leser erfährt es spät, 34 Silben nach dem signalgebenden ‚hat‘. Was hat die Mannschaft? Hat sie gespielt? Hat sie gesiegt? Hat sie verloren? (Sie hat übrigens nicht gewonnen. Schön kompliziert, nicht?)

Eine Zumutung, mit der Auflösung so lange zu warten. Bernhard Hanisch zwingt sie dem Leser auf in seiner Reportage vom 6. Juni. Hanisch erzeugt künstlich Spannung – oder er schreibt einfach gedankenlos. Der Reporter liefert einen kaum zu bewältigenden Informations-Overkill: 13 Jahre, Oktober 1996, Schweden, österreichische Fußballnationalmannschaft, international renommierter Gegner, Auswärtsspiel – und bleibt die Aussage schuldig. So schreiben sie, die Journalisten. Schade.

Wege aus der Verständnisfalle

Man kann es auch anders machen und sich an Mark Twain halten: „Wenn doch die Deutschen das Verb so weit nach vorn zögen, ‚that one it without a telescope discover can‘“ schreibt er (zitiert nach Wolf Schneider, Deutsch für Kenner). Dann woll‘n wir mal!

Zwei Wege bieten sich an: das Verb vorziehen, wie Twain es empfiehlt, oder, wo das nicht geht, den Satz zertrümmern. Es folgt der Griff zum Hammer. „Seit fast 13 Jahren ohne Auswärtssieg gegen eine Spitzenmannschaft – und erneut wartet heute eine schwere Aufgabe auf das österreichische Fußballnationalteam.“ (Und da der renommierte Gegner zumeist auch ‚international‘ ist, kann das ohne Verlust unterschlagen werden.)
oder
„Bei Auswärtsspielen gegen Top-Teams tut sich die österreichische Fußballnationalelf schwer: Zuletzt gewann sie 1996 gegen Schweden.“

Beide Varianten werden rascher verstanden und sind zudem kürzer.

PS: Reporter Hanisch kann’s ja das nächste Mal besser machen. Die Österreicher verloren gegen die Serben mit 0:1!

Bis bald – und eine schöne Zeit.

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