Der Schild oder das Schild?

Heißt es nun der Schild oder das Schild?

Ob einer auf das Schild oder auf den Schild gehoben wird, das spielt schon eine Rolle: Im einen Fall wird es nur noch im übertragenen Sinn genutzt für „jemand wird gelobt“; im andern Fall hängt jemand tatsächlich am oberen Ende eines, sagen wir mal Stop-Schilds an der Kreuzung und schaut recht bedröppelt aus der Wäsche.

Der oder das Schild:
Wann kommt welcher Artikel zum Einsatz?

In der Alltagssprache verwenden wir fast ausschließlich das sächliche Substantiv „das Schild“. Damit bezeichnet wird eine Tafel mit einem Hinweis, einem Erkennungszeichen. Ganz typisch dafür ist das Straßenschild, das Namensschild an der Haustür oder das Schild am Wirtshaus. Das Schild heißt es also immer dann, wenn es um Kennzeichnung geht, um Information.

Der Schild des Ritters

Ebenfalls als Erkennungszeichen diente einst der Schild des Ritters. Der Schild des Ritters war in erster Linie eine reine Schutzwaffe (der* Schutzschild), doch nutzten die Ritter die Fläche des Schilds auch als Kennzeichen: Sie malten ihr Wappen auf den Schild – wovon sich unser Wort „schildern“ ableitet. Wenn man etwas schildert, beschreibt man, was man gesehen oder gedacht hat. „Schildere dein schönstes Ferienerlebnis“, sagt der Lehrer und vertieft sich am Pult hinter der Tageszeitung. Die Schüler stöhnen und schildern, wie befohlen.

Der Schild des Ritters fand schnell Zugang in den Sprachgebrauch. Wenn ein Ritter zu seinen Knappen sprechen musste, wurde er auf den Schild gehoben, damit er besser gesehen und gehört werden konnte. Im übertragenen Sinne meint man heute damit: Jemand ragt aus der Menge hervor, jemand wird gelobt. Schönes Beispiel: Häuptling Majestix bei Asterix und Obelix verlässt so gut wie nie seine Hütte zu Fuß, immer wird er von zwei Schildträgern „auf dem Schild“ getragen.

Auch wenn man „etwas im Schilde führt“, verweist dieser Begriff auf das Wappen im Schild des Ritters: Das Wappen verriet, ob sich ein Freund näherte oder der Feind. Aus der Unterscheidung zwischen Freund und Feind wurde die Bedeutung, was man im Sinne hat, ob man vielleicht „Böses im Schilde führt“.

Wenn man also heute sagt, jemand sei auf den Schild gehoben worden, heißt das, jemand wurde gelobt. Ist jemand auf das Schild gehoben worden, steckt wahrscheinlich ein Dummejungenstreich dahinter oder ein Einbruchsversuch: da nutzt jemand das (Verkehrs-)Schild, um höher zu kommen.

Eselsbrücke. Zur Unterscheidung,
wann Schild sächlich, wann maskulin genutzt wird

Der Schild = der Schutz
Das Schild = das Erkennungszeichen

Viel Spaß – und eine gute Zeit!

* Früher (also vor dem 20. Juli 2015) stand hier „das Schutzschild“, und es hat tatsächlich drei Jahre gebraucht, bis mich jemand darauf ansprach. Wolfgang Schwerdt gebührt das goldene Buchstabenkrönchen! (Dass ich ihm darüber hinaus alles Gute wünsche für sein Projekt der Rotbart-Saga, weiß er – und ihr da draußen wisst es nun auch!)

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