Bildschirmfoto 2017-03-23 um 12.03.16

Hegt eure Sprache!

Perfektion. Langweilige, kalte, überwältigende Perfektion.

Abstoßend ist sie, die Perfektion, wie ich finde, doch manchmal auch wünschenswert, fragen Sie nur den Patienten einer Herzoperation nach seiner Erwartung an den Chirurgen.

Fragte man indes bei der Passauer Neuen Presse nach, wie sie es hält mit der Perfektion, man erhielte ein Abwinken als Antwort: Kenntnis der Grammatik scheint dort ein akzidentelles Gut zu sein und eines, nach dem man unbedingt nicht streben muss. Und das wiederum finde ich befremdlich. Denn ein Streben nach Perfektion ist etwas anderes als die Perfektion selbst. Zur Sache …

Als Gott Adam und Eva schuf, war sie unkonzentriert. Die zurückliegenden fünf Tage mit Licht anknipsen, Planeten kegeln und Wolken bauen hatten sie erschöpft – und so vergaß sie, die beiden ersten Menschen sprechen zu machen. Adam und Eva kamen sprachlos zur Welt: ohne Sprache genauso wie voll Erstaunen über das, was sie sahen.

Es roch nach Instinkt im Garten Eden, die beiden erkannten sich, sie näherten und sie berührten sich. Weil sie sprachlos waren, waren sie frei von Missverständnissen, und anhub ein fröhlich Gerammel im Paradies. Gott sah, dass das verdammt gut war (… so gut, dass sie angeblich damit liebäugelte, sich selbst einen Gespielen zuzulegen. Das ist zwar nicht belegt, aber gemunkelt wird, im Archiv des Vatikans schlummere ein hinweisgebendes Altes Testament, Director’s Cut.)

Doch schon bald musste sie gähnen; es langweilten sie die immergleichen paradiesischen Fusionen. Die nächste Refraktärphase des Paares bot die Gelegenheit: Gott rief Adam und Eva zu sich. Jetzt würde jener schicksalhafte Hinweis folgen, dessen Missachtung der Menschheit eingraviert ist wie eine zusätzliche Kurve auf der DNA: Adam und Eva sollten lernen den Umgang mit Apfelbäumen.

Aus die Maus

Da tat sich eine Hürde auf: Die beiden, wir erinnern uns, siehe oben, sprachen nicht, also verstanden sie nicht, was Gott sagte. Ich wiederhole: Zwar hörten sie, was Gott sprach, aber sie verstanden nicht. So konnte geschehen, was geschah: Eva, die Schlange und der Apfel, rumms! Tür zu, Erzengel und Nacktheit.

Die beiden vor dem Tor zum Paradies.

Waren sie bisher mit Wollust übereinandergefallen, taten sie es nun mit Worten. »Du bist schuld!« – »Nein, du!«, man kennt das aus gestandenen Beziehungen. Zwischendurch zeugten sie ein paar Versöhnungskinder, die, der Streitereien ihrer Eltern bald überdrüssig, hinauszogen und sich die Welt untertan machten – in ihrem Erbgut den fehlenden Respekt vor Regeln und Geboten.

Einschub in Kürze – Sprung nach vorn

Die Nachkommen Adams und Evas hatten die Welt besiedelt, sie hatten sich in Farbe, Geist und Sprache differenziert. Ein Gemeinschaftsprojekt sollte sie wieder einen, doch Gott fuhr in Babel dazwischen gleich jenem Kometen, der den Sauriern den Garaus gemacht hatte. Auch hier hallt ein Donnerschlag nach. Es wird Zeit für ein Fazit.

Die babylonische Sprachverwirrung oder Garbage in – garbage out

Jene Nachkommen Adams und Evas, die heute in den Redaktionen Gummipflanzen gießen, sind Vertriebene mit Sprachproblemen, die sich die Welt untertan machen wollen. Sie sind Ignoranten mit einer stattlichen Portion Verwirrtheit und fehlendem Respekt vor Regeln. Was schlimmer ist: Kaum ein Vertriebener weiß um diesen Zustand; man spricht und schreibt, wie man will, statt wie Luther es empfahl: »Dem Volk aufs Maul schauen.« Nur dass es keinen Luther mehr gibt, geschweige denn ein Volk, das sich gefällig zu artikulieren wüsste. [Das an dieser Stelle übliche Lamento über die Schule der Nation, Facebook, muss aus Krankheitsgründen entfallen: Der Autor leidet an periodischen Lachanfällen.]

Bitte, liebe Vorstände, Chefs, Ausbilder, Redaktionsleiter: Kümmert euch um die Sprache! Was ihr derzeit liefert und zulasst, ist zum Gotterbarmen.

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Geht es noch ärger? Kaum zu glauben, aber das hier haben ebenfalls Menschen verbockt, die sich Redakteure bzw. Journalisten nennen.

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