Habe ich hier schon einmal meinem Unmut über das Wort beinhalten Auslauf geschenkt? Nein? Dann tue ich das jetzt!
Säße ich in der Kommission, die Jahr für Jahr das Unwort des Jahres kürt, beinhalten wäre ein ganz heißer Favorit! Und warum?
Unwort des Jahres: unlesbar!
Weil ich es ständig so lese: bein-halten statt be-in-halten. Am schlimmsten ist es in der Form beinhaltet – dann sehe ich Obelix vor mir, wie er Latinus, den römischen Fußsoldaten, am Knöchel gepackt hinter sich herschleppt und Babysprache brabbelt. Das Schriftbild liefert keinerlei Handhabe, bein-halten anders zu lesen – ich bin da blödsinnigerweise konditioniert. Und reichlich konservativ. Und ich finde den Klang des Wortes sperrig.
Nachlässigkeit der Journalisten
Was ich den Anwendern vorwerfe? Jenen Journalisten und Textern, die beinhalten schreiben? Ich werfe ihnen Nachlässigkeit vor und Verdummung, weil sie das schöne, griffige Substantiv Inhalt unbedingt in ein Verb umpressen wollen.
Ich werfe ihnen vor, dass ihnen egal ist, wie sie schreiben. Weil sie kein Ohr haben für die eigenen Ergüsse. Weil sie nicht sehen wollen, was sie ihren Lesern antun. Weil sie mich zwingen, zurückzulesen, denn auf Anhieb versteh’ ich nicht, was das soll: Bein halten.
Und wo bleibt das Positive, Herr Flörsch?
Ganz einfach! Schreibt und nutzt, liebe Politiker, liebe Texter, liebe Journalisten, liebe Redakteure und liebe SEO-Füller, schreibt und nutzt doch bitte das Verb enthalten! Es besitzt alles, was es braucht, um auszudrücken, dass etwas in etwas ist. Mit dem Vorzug der Kürze: Das Wort enthält ist um die Hälfte kürzer als bein-haltet. Und hochgradig verständlicher.
Viel Spaß – und eine kreative Zeit!
PS: Die Österreicher haben das herrlich antiquiert klingende Wörtchen „inkludieren“ im Gebrauch. Wär’ ja auch eine Alternative, oder?