Die Frage aller Fragen: Wie nutzt du die Zeit, die dir zur Verfügung steht?

Neues zum Beitrag »Zitate deklarieren«. Eine Korrektur

Kluge, belesene Leser sind Goldes wert. Darf man sie zudem noch als »Freund« bezeichnen, ist das ein gar nicht hoch genug zu schätzendes Pfund. 

Reinhard Pabst, feinsinniger Mensch, hat mich informiert, und nun stehe ich da und rätsele: »Woher, verdammt noch eins, weiß der das?« – »Und wie, verdammt noch zwei, kann der sich so etwas merken?«

Das ist recht einfach, Reinhard arbeitet in einer absoluten Nischenbranche – er ist Literaturdetektiv!

Nun aber zur Sache.

Was falsch ist und was richtig

Der Strauß, den ich mit Gabor Steingart ausfechte (oder auch nicht – Steingart wird da eher preußischer Gesinnung sein und an die Eiche denken, die es nicht juckt, wenn’s Borstenvieh sich an ihr wetzt), der Strauß also fand gestern eine Art Höhepunkt. Zur Erinnerung:

Ich hatte ihm, dem Leiter der Media Pioneer Publishing AG, schludrigen Umgang mit Zitaten vorgeworfen; Steingart sah und sieht das anders. Genaueres beschreibe ich hier –> Klick!

Wie aber kam es dazu?

Was Hannah sagte und was nicht. Zur Sache, Reinhard!

In den Seitentälern meines Hirns hatte sich ein Spruch verfangen. Freute sich übers Versteck, genoss dort die verstreichende Erdenzeit und trug still und ohne Pomp zu meiner Herzensbildung bei. Der Spruch, er lautet:

»Wahrheit gibt es nur zu zweien.«

Ein Satz so recht angetan zum Sich-Versenken und Drübernachdenken, was sie damit wohl gemeint haben könnte, die Hannah Arendt, die den Spruch gehoben haben soll, wie Frau Google mir verriet.

Steingart nun nimmt den Spruch und heftet ihn auf die Flagge (was ist: Logo) seines Newsletters. Nennt dabei aber weder Ross noch Stall, und das ärgert mich. Nein, denke ich mir, diese Liederlichkeit hat Frau Arendt nicht verdient, dass sie geplündert wird von einem … ach, ich will es mir sparen, den Eindruck zu schildern, den Steingart in der nun folgenden Episode bei mir hinterließ; es könnte justitiabel werden.

By the way »Flagge«. Die Homepage der mediapioneer (eigene Schreibweise) schmücken ein paar mehr oder weniger selbstgefällige Sentenzen – an der Schlagworterei scheint er Spaß zu haben, der Steingart. 

Kostprobe: »Das Problem sind nicht die kritischen Journalisten, sondern die harmlosen.« 

Und da, of course, sei Gott vor, dass er, Steingart, harmlos erscheine.

 

Zurück zu Hannah Arendt. Hin zu Reinhard Pabst

Die Sache ist nun die, und nun kommt, worauf Reinhard Pabst hingewiesen hat: Steingart hat Arendt zitiert, wie sie Karl Jaspers paraphrasiert, der Nietzsche paraphrasiert. Wörtlich schreibt mir Reinhard:

Einmaleins. – Einer hat immer Unrecht: aber mit zweien beginnt die Wahrheit“, heißt es im Dritten Buch von Nietzsches „Die fröhliche Wissenschaft“, Aphorismus 260. Den wandelte Karl Jaspers leicht ab zu: „Die Wahrheit beginnt zu zweien“. Und „stillepostartig“ (Sebastian Kaufmann) wurde, mit ausdrücklichem Bezug auf Jaspers, bei Hannah Arendt Anfang August 1952 daraus: „Wahrheit gibt es nur zu zweien“ (vgl. S.K.: Kommentar zu Nietzsches ‚Die fröhliche Wissenschaft‘, Berlin/Boston: De Gruyter [Juni] 2022, S. 1038f.). 

Immer diese Philosophen.

Macht das die Sache besser?

Wenn ich etwas zu sagen hätte: nein! Steingarts Mails an mich erlauben den Schluss, dass er den Hintergrund selbst nicht kennt. 

So what?

Unabhängig von der Genesis der Aussage »Wahrheit gibt es nur zu zweien«: Steingart verweigert den Hinweis auf die Urheberin der von ihm genutzten Arendtschen Version.

Das durfte, denke ich, mal gesagt sein. 

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