Wie „sorgen für“ sorglos benutzt wird

„Gasflasche sorgt für Explosion in der Küche“ titelt die PNP, die Passauer Neue Presse, am 22. Mai 2012. Das ist gleich auf mehreren Ebenen reichlich schief.

Zum einen sitzt der Journalist einem Missverständnis auf: „Aktiv“ schreiben ist zwar eine stets richtige Forderung an Journalisten, aber auch sie hat ihre Grenzen: Eine Gasflasche als handelndes Subjekt zu verwenden, also „sorgen“ zu lassen, scheint mir grotesk. Oder, wem das lieber ist, als zu stark an Comics orientiert.

Sorgen für: ein schönes Wort der Mitmenschlichkeit

Zweitens klemmt des Journalisten Sprachgefühl. „Sorgen für“, da steckt das Wort „Sorge“ drin, also „sich Sorgen machen“. Nicht ausgeschlossen, dass die Gasflasche hilfreich war bei der Explosion, aber doch nicht im Sinne von „sorgen“? Wer so schreibt, kennt das Wörtchen „umsorgen“ nicht mehr, geschweige denn seine schöne Bedeutung der Hilfe und Pflege. Aber wie so vieles lässt sich auch das steigern – Beispiel „Handelsblatt“.

„Schlechtes Deutsch“ raunzt das Handelsblatt online in einer Kopfzeile, und der Leser wähnt sich vor der Lektüre eines Artikels über, na ja: schlechtes Deutsch. Doch weit gefehlt, die eigentliche Überschrift lautet: „Fremdsprachige Ärzte sorgen für Missverständnisse“! Merkwürdiges Verständnis von Sorge. Aber ein Beleg dafür, dass der Journalist nicht weiß, wie recht er hat. Denn er merkt es nicht, dass er selbst es ist, der mit schlechtem Deutsch missverständlich schreibt.

Viel Spaß – und sorget Euch nicht!

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