Wie knüpfe ich Kontakt zu einer Redaktion?

In einer Facebook-Gruppe, die sich mit Schreiben und Veröffentlichen beschäftigt, stellt ein Mitglied die Frage, wie er am effektivsten auf Redaktionen zugeht, um eine Reportage anzubieten bzw. zu verkaufen; ich habe die Frage im originalen Wortlaut kopiert, also bitte nicht auf die Rechtschreibfehler schimpfen)   

Hallo liebe Mitglieder der Gruppe,
auch auf die Gefahr hin das ich mich mit meiner Frage total blamiere brauch ich doch mal die Hilfe von euch die vielleicht schon etwas mehr Erfahrung haben als ich. Ich habe zu einem bestimmten Thema sämtliche Informationen gesammelt. Habe mit einigen Leuten gesprochen etc.. Nun möchte ich meine Reportage gerne einer Zeitung anbieten allerdings habe ich keinen Plan wie ich das machen soll. Wie schreibe ich eine Zeitung an? Wie kann ich denen mein Thema schmackhaft machen? Soll ich eine Email an die Redaktion schicken oder lieber voher Anrufen? Was sind eure Erfahrungen?
Ich hoffe ihr könnt mir helfen danke schonmal im voraus

Meine Antwort

Zeitungsredaktionen haben Ressorts, also „Zuständigkeits- oder Themenbereiche“. Dort rufst du an und sprichst mit einem Redakteur. Seine Telefonnummer recherchierst du im Internet, aus dem Impressum der Zeitung, oder du gehst über die Verlags-/Redaktionszentrale und lässt dich verbinden.

Eine Mail würde ich persönlich nicht schreiben, weil die Redakteure auf jeden Fall Rückfragen stellen, falls sie am Thema interessiert sind; Rückfragen lassen sich telefonisch schneller beantworten als per Mail, ganz einmal abgesehen davon, dass du bei einer Mail dem Redakteur die Mühe aufzwingst, zu schreiben. Man kann das doof finden oder nicht, aber so „ticken“ die meisten Redakteure.

Schmackhaft: Schreib dir selbst einen „Teaser“, also eine Art Vorspann, Aufhänger oder wie immer man das nennen mag. Der ist dann dein Präsentationsspruch beim Telefonat. „Guten Tag, mein Name ist … Ich würde gerne ausloten, ob Sie an einer Reportage interessiert sind zum Thema ‚Sex im Büro des Bürgermeisters‘.“ Dann kommt auf jeden Fall eine Gegenfrage, und du bist im Gespräch.

Immer dran denken: Am anderen Ende der Schnur sitzt ein Mensch, kein Gott – auch wenn einem das als „Anfänger“ oder Laie nicht immer ganz klar ist und die Redakteure oft und gerne sehr abwehrend reagieren auf Textangebote. Versetz dich in deren Lage: Sie haben einen enorm stressigen Beruf, der durch Deadlines gekennzeichnet ist – im Zweifelsfall störst du mit deinem Anruf, deiner Mail den Ablauf. Und dementsprechend reagieren sie. Lass dich dadurch nicht einschüchtern. Sei dir nur deines Anliegens sicher, deines Themas und dem, wie du es in Worte kleidest, dass der Redakteur drauf „anspringt“.

Viel Glück!

PS: Bei meinem Artikel über die Anonymen Alkoholiker habe ich (auch) den anderen Weg gewählt (den des E-Mail-Kontakts) und mich unter anderem bei der ZEIT vorgestellt und bei der Welt am Sonntag. Ich musste mehrmals telefonisch nachhaken, bevor ich einen Redakteur an der Strippe hatte. Der Beitrag wurde von keiner Zeitung angenommen. Das war zwar nicht schön, stellt aber das Los des Freien dar. Was mich nur nachdenklich gestimmt hat, war der Rat des telefonischen Erstkontakts. Wahrscheinlich gilt der nur für kleinere Redaktionen; in den großen, den personalstarken Redaktionen erwischt man nur mit Glück einen Ansprechpartner. aber auch das kann natürlich ein rein subjektives Erlebnis sein.

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