Transitive und intransitive Verben

Ich habe Mist gebaut und wurde darauf aufmerksam gemacht. Unangenehm, aber so etwas passiert den, wie es so schön heißt, Besten unter uns. Hier nun die Erklärung für meinen Fehler: warum die Vergangenheitsform von „hängen“ das eine mal „hing“ lauten muss und im anderen Fall „hängte“.

Die unterschiedlichen Verbarten

Man unterscheidet drei Arten von Verben

  • Zustandsverben (wohnen, bleiben)
  • Vorgangsverben (erfrieren, steigen, einschlafen, wachsen)
  • Tätigkeitsverben (kämpfen, ackern, malen)

Es gibt Tätigkeitsverben, die ein Akkusativobjekt nach sich ziehen (können): „Ich male ein Bild.“ Diese Verben nennt man transitive Verben (zielende Verben): Sie zielen auf ein Objekt (das Bild), und von ihnen lässt sich ein persönliches Passiv bilden: Das Bild wird gemalt.

Das persönliche Passiv

Verben, die kein persönliches Passiv bilden können, heißen intransitive Verben: „Ich werde gekämpft“ macht keinen Sinn, wenn der Aktivsatz heißt: „Ich kämpfe“.

Das Verb „bekämpfen“ hingegen ist ein transitives Verb: Es erzwingt förmlich das Akkusativobjekt. „Ich bekämpfe meinen Schweinehund“ – „Mein Schweinehund wird bekämpft“.

Transitiv – intransitiv
Regelmäßige und unregelmäßige Konjugation

„Hängen“ gibt es als Zustandsverb und als Tätigkeitsverb: „Das Bild hängt an der Wand“ ist ein Zustand. „Ich hänge meinen Beruf an den Nagel“ ist eine Tätigkeit, und nur Tätigkeitsverben sind transitiv, nur Tätigkeitsverben machen aus dem Akkusativobjekt des Aktivsatzes („meinen Beruf“) das Subjekt des persönlichen Passivs: „Mein Beruf wurde an den Nagel gehängt.“

Wie du siehst, wird das Verb „hängen“ sowohl transitiv als auch intransitiv verwendet, zumindest in der Präsensform, also in der Gegenwart.

Beim Verb „hängen“ tritt eine weitere Unterscheidungsform hinzu: die der unregelmäßigen und die der regelmäßigen Konjugation (Beugung). Diese Unterscheidung bereitet oft Schwierigkeiten.

  • Regelmäßige Konjugation bedeutet: Das Verb behält seinen Stammvokal: hängen – hängte.
  • Unregelmäßige Konjugation bedeutet, ihre Verben besitzen einen „Ablaut“, sie ändern den Vokal: hängen – hing.

Fazit

  • „Hängen“ gibt es als regelmäßig gebeugtes (konjugiertes), transitives Verb. Seine Formen lauten: hängen – hängte – gehängt. Passiv kann gebildet werden:
    Ich hänge (gerade eben) das Bild an die Wand. (Das Bild wird an die Wand gehängt.)
    Gestern Morgen hängte ich das Bild an die Wand und ging einkaufen. (Das Bild wurde an die Wand gehängt, dann ging ich einkaufen.)
    Ja, Schatz, ich habe das Bild an die Wand gehängt. (Verdammt noch mal, ich hab’ dir doch gesagt, dass ich’s machen werde, Schatz: Das Bild ist von mir an die Wand gehängt worden.)
  • „Hängen“ gibt es als unregelmäßig gebeugtes, intransitives (Zustands-)Verb. Seine Formen lauten: hängen – hing – gehangen. Das Passiv kann nicht gebildet werden: „Ja, Schatz, das Bild hängt an der Wand.“ – Als er den Raum betrat, hing das Bild noch an der Wand. – „Ich schwöre, Herr Inspektor: Als ich den Raum betrat, hat das Bild an der Wand gehangen.“ (Nicht „ist gehangen“, denn das wäre eine Passiv-Konstruktion, die aber nicht möglich ist.)

… und Nachtrag

Die Todesstrafe „Hängen“ ist ein transitives, regelmäßig gebeugtes Verb. Ein Passiv kann gebildet werden (na, und wie die Betroffenen leiden!):

  • Die Nürnberger hängen keinen! Keiner wurde von den Nürnbergern gehängt.
  • Die Nürnberger hängten keinen.
  • Kein Verbrecher hat je in Nürnberg gehängt.

Auch wenn’s altertümlich klingen oder aussehen mag: In diesem Fall würde ich aber immer auf die Ableitung zugreifen: Der Henker henkt. Er henkte. Und er hat gehenkt. (Hat auch den „Vorzug“ des harten „k“, das ich für angemessener hielte bei der Todesstrafe als das weiche „g“.)

Und noch eine schöne Geschichte: In Edinburgh gibt es eine Kneipe direkt neben dem nicht mehr im Gebrauch befindlichen Hinrichtungsplatz. Sie heißt sinniger- und doppelsinnigerweise: The last drop!

last-drop

Viel Spaß – und eine gute Zeit!

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